Mitglieder des Jungen Vokalensembles Hannover, Vizeadmiral a.D. Axel Schimpf, Inspekteur der Marine und D. Horst Hirschler, Abt zu Loccum
Der Abend steht ganz im Zeichen der Schrift Martin Luthers aus dem Jahre 1526, also nach seinen Erfahrungen mit dem Bauernkrieg im Jahr zuvor: „Ob ein Kriegsmann seligen Standes sein kann“. Luthers Einsichten werden beim Abend in der Stiftskirche aus der Sicht von Vizeadmiral a.D. Axel Schimpf und D. Horst Hirschler, Abt zu Loccum erläutert und in aktuelle politische Bezüge in unserer Zeit gebracht.
Musikalisch eingefasst wird der Abend von Mitgliedern des Jungen Vokalensembles Hannover unter der Leitung von Klaus-Jürgen Etzold.
Programm:
HEINRICH SCHÜTZ (1585 - 1772) - Verleih uns Frieden gnädiglich (Motette aus der "Geistlichen Chormusik 1648")
FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809 - 1847) - Der 100. Psalm: Jauchzet dem Herrn alle Welt (für 4-8-stimmigen Chor)
JOHANNES BRAHMS (1833 - 1897) - Warum ist das Licht gegeben dem Mühseligen, op. 74, Nr. 1 (1877), 1. Satz und Schlusschoral
RUDOLF MAUERSBERGER (1889 - 1971) - Wie liegt die Stadt so wüst (1945) (komponiert unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens im 2. Weltkrieg, Text: Klagelieder des Jeremias)
JOHANN SEBASTIAN BACH (1685 - 1750) - Choräle aus der Motette "Jesu, meine Freude"
JOHANN GABRIEL RHEINBERGER (1839 - 1901) - Abendlied (Bleib bei uns, Herr, denn es will Abend werden)
Gemeinsamer Gesang zum Ende - Dona nobis pacem (Kanon)
Talk:
Axel Schimpf, Inspekteur der Marine Vizeadmiral a.D.
D. Horst Hirschler, Abt zu Loccum
Musik:
Mitglieder des Jungen Vokalensembles Hannover
Musikalische Leitung: Klaus-Jürgen Etzold
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Talk:
Axel Schimpf trat 1971 als Offizieranwärter der Crew X/71 in die Bundesmarine ein. Nach der Offizierausbildung wurde er 1975 II. Wachoffizier auf dem Schnellboot Habicht im 2. Schnellbootgeschwader in Olpenitz. Von 1978 bis 1981 war er Kommandant des Schnellboots S-45 im 3. Schnellbootgeschwader in Flensburg-Mürwik. Von 1982 bis 1983 nahm er an einem Lehrgang der niederländischen Marine zum Navigations- und Operationsoffizier teil. Die Funktion Schiffsoperationsoffizier hatte er von 1983 bis 1985 auf dem Zerstörer Lütjens inne.
Von 1985 bis 1987 nahm er an der Admiralstabsausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg teil und wurde anschließend Erster Offizier des Zerstörers Lütjens. Von 1989 bis 1990 war er Referent im Führungsstab der Marine. Anschließend war er Adjutant des Bundesministers der Verteidigung, Gerhard Stoltenberg. Von 1992 bis 1994 war Schimpf Kommandant des Zerstörers Lütjens und anschließend Kommandeur des 2. Fregattengeschwaders in Wilhelmshaven.
Von 1996 bis 1997 war Schimpf Arbeitsbereichsleiter im Planungsstab des Bundesministeriums der Verteidigung und anschließend Plans and Policy Division-Action Officer und Koordinator für Streitkräfteplanung im Internationalen Militärstab der NATO in Brüssel. Von 2000 bis 2002 leitete Schimpf die Operationsabteilung im Flottenkommando in Glücksburg. Von dort wechselte er als Stabsabteilungsleiter Konzeption, Planung und Führung in den Führungsstab der Marine (Fü M). Dort wurde er 2004 Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Chef des Stabes Fü M. Von Januar 2008 bis April 2010 war er Amtschef des Marineamts in Rostock. Dieses Kommando gab er an Flottillenadmiral Horst-Dieter Kolletschke ab.
Schimpf übernahm am 28. April 2010 von Vizeadmiral Wolfgang E. Nolting den Posten des Inspekteurs der Marine im Rahmen einer Zeremonie an der Marineschule Mürwik in Flensburg und wurde wenige Tage später zum Vizeadmiral ernannt. Am 28. Oktober 2014 wurde er von der Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, verabschiedet und zum 31. Oktober 2014 in den Ruhestand versetzt.
D. Horst Hirschler wurde am 4. September 1933 in Stuttgart als Sohn eines Elektromeisters geboren und wuchs in Korntal (bei Stuttgart), Hildesheim und Soltau auf. Nach dem frühen Tod des Vaters durchlief Hirschler nach der mittleren Reife eine Elektrikerlehre. Später holte er auf dem Abendgymnasium das Abitur nach und studierte anschließend Theologie in Bethel, Tübingen, Heidelberg und Göttingen.
1960 begann er sein Vikariat in Syke (bei Diepholz) und war anschließend im Predigerseminar in Hildesheim. Von 1962 bis 1965 war er Schülerpastor der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, dann Gemeindepastor in Lüneburg und Deutsch Evern. Ab 1970 wirkte er als Konventual-Studiendirektor des Klosters Loccum im dortigen Predigerseminar der Ev.-luth. Landeskirche Hannover. 1977 ging Hischler als Landessuperintendent nach Göttingen, wo er auch an der Universität Göttingen einen Lehrauftrag für evangelische Predigtlehre übernahm. Dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörte er von 1991 bis 1997 an. Dort war er unter anderem für Fragen der Militärseelsorge und der Kriegsdienstverweigerung zuständig. 1988 wurde Hirschler zum neuen Landesbischof der evangelischen Landeskirche Hannover gewählt, mit 3,4 Millionen Mitgliedern die größte Landeskirche in Deutschland. Als neuer Landesbischof engagierte er sich für die Verständigung zwischen Lutheranern und Katholiken. Vor klaren, gelegentlich auch unpopulären, Stellungnahmen schreckte er nicht zurück. Kontrovers diskutiert u. a. wurde im Zusammenhang mit dem Golfkrieg 1991 Hirschlers Standpunkt, einen militärischen Einsatz könne man nach Ausschöpfung aller anderen Möglichkeiten als letztes Mittel zur Wiederherstellung des Friedens in Betracht ziehen.
1993 wurde er neben dem Bischofsamt zum neuen Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gewählt. In der 8. Generalsynode (1994) verteidigte er das Kirchenasyl für Asylbewerber und erklärte, es gehe dabei nicht um Widerstand gegen die Rechtsordnung, sondern um einen Beistand für Bedrängte, der Christenpflicht sei. Er kam auch an den Ort der Katastrophe von Eschede, um Betroffenen und Helfern Trost zu geben. Große Verdienste erwarb sich Hirschler um die evangelische Publizistik. Bis zur Einstellung im Jahr 2000 war Hirschler Herausgeber des "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblattes" und trug entscheidend zur Gründung und zum Aufbau der Zeitschriften "Chrismon" und "zeitzeichen" bei. Sein Verhältnis zum Staat war von der Verantwortung der Kirche für den Menschen und das Gemeinwesen bestimmt. Er trat für den Gottesbezug in der Niedersächsischen Landesverfassung ein, um zu unterstreichen, dass nicht der Mensch letzter Maßstab für politisches Handeln sei. Hauptsächlich sein Verdienst ist auch, dass die Kirche auf der Expo 2000 direkt an der zentralen Plaza in Nachbarschaft des deutschen Pavillons durch den modernen Christus-Pavillon präsent war.
An seinem 66. Geburtstag schied Hirschler am 4. September 1999 aus dem Amt des Landesbischofs aus und wurde 2000 neuer Abt des evangelischen Klosters zu Loccum.
Musik:
Das Junge Vokalensemble Hannover wurde 1981 von Prof. Klaus-Jürgen Etzold gegründet. Der Chor zählt ca. 50 Sängerinnen und Sänger, die überwiegend musikalisch ausgebildet und stimmlich geschult, jedoch keine Berufssänger sind. Sie alle, die in verschiedenen Berufen tätig sind, verbindet eine reichhaltige Chorerfahrung und die Freude am gemeinsamen Singen anspruchsvoller Chorwerke. Besonders durch die wöchentlichen Treffen und die Reisen hat sich im Laufe der Jahre eine Gemeinschaft gebildet, die sich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich sehr nahe steht.
Der Chor singt neben weltlicher und geistlicher A-cappella-Musik des 15. bis 21. Jahrhunderts auch Messen, Oratorien und Passionen. Einen weiteren Arbeitsschwerpunkt bildet die Beschäftigung mit unbekannter A-cappella-Literatur des 20. und 21. Jahrhunderts. Das Ensemble zählt zu den wenigen Chören Deutschlands, die vom Deutschen Musikrat – zum Dirigentenforum 2014 – und führenden Chorverbänden – z. B. vom AMJ zum Chorleiterforum 2011 oder dem Deutschen Chorverband für die chor.com 2011 – als Atelierchor für Workshops und Meisterkurse eingeladen werden. So wurde bereits z. T. mehrfach mit Dirigenten bzw. Komponisten wie María Guinand, Frieder Bernius, Eric Whitacre, Fredrik Sixten, Arijs Skepasts und Józef Świder zusammen gearbeitet. Für oratorische Aufführungen gab es Zusammenarbeit u. a. mit dem Simón Bolívar Orchester Venezuela, Concerto Köln, der Hannoverschen Hofkapelle, der Radiophilharmonie des NDR, dem Niedersächsischen Staatsorchester oder dem Orchester des Konservatoriums Kairo.
Seit 1988 wird das Junge Vokalensemble Hannover regelmäßig vom Norddeutschen Rundfunk als Gastchor zu Produktionen eingeladen. Bislang hat der vierzehn CDs eingespielt: J. S. Bach: »Messe in h-Moll« (1996), »Chorographie« (1998), »Skandinavische Chormusik« (2000) J. Brahms: »Ein deutsches Requiem« (2003 und 2007), »Klangwelten« (2004), W. A. Mozart: »Requiem« (2007), »Chorissimo« (2008), »The Herald Angels Sing« (2009), F. Mendelssohn Bartholdy: »Paulus« (2010), C. Orff: »Carmina Burana« (2010), Choral Music by Eric Whitacre (2012), J. S. Bach: »Matthäus-Passion« (2012) und »Perspektiven« (2013).
Mehrfach sang der Chor Uraufführungen zeitgenössischer Werke, z. B. von O. Büsing (1991), V. Dinescu (1992), K.-H. Büchsel (1997), R. Fuchs (2000), V. Wangenheim (2010), J. Swider (2011), F. Sixten (2014) und K. Penderecki (2014). 2010 wurde der Chor für die gemeinsam mit weiteren acht Chören aus Hannover produzierte Doppel-CD »Glaubenslieder« mit dem Deutschen Musikpreis ECHO KLASSIK 2010 ausgezeichnet, 2011 erhielt die CD den Luxemburger »Supersonic Award«.
Zusätzlich zu den wöchentlichen Proben und den Konzertphasen ist der Chor viel auf Reisen. Diese brachten ihn bislang ins europäische Ausland sowie nach Ägypten (1996 und 2001), Israel (Zimriya-Chorfestival 1998), Mexiko (Weltchorfestival 2002), Russland (2004), Venezuela (2008 und 2012) und China (2010), auf die Philippinen und nach Singapur (2013) sowie in die USA (2013). Für 2015 ist der Chor nach Südafrika und in die Schweiz sowie für 2016 erneut in die USA eingeladen worden.
Das Junge Vokalensemble Hannover nahm erfolgreich an diversen internationalen Chorwettbewerben teil und gewann eine Reihe von Preisen, u. a. den 3. Platz beim Rundfunk-Chorwettbewerb »Let the people sing« (2007), den 1. Preis beim Internationalen Chorwettbewerb in Panyu/China (2010), drei Preise beim Wettbewerb in Tallinn/Estland (2011) sowie den 1. Preis beim Chorwettbewerb in Porlamar/Venezuela (2012). Durch den Besuch von Festivals und Wettbewerben erhalten die Chormitglieder immer wieder die Möglichkeit, neue Werke, interessante Chöre und andere Chortraditionen kennen zu lernen.
Stimmbildnerisch wird der Chor von Katharina Sahlfeld und Annika Völlering betreut.
Das Junge Vokalensemble Hannover e. V. ist Mitglied im Arbeitskreis Musik in der Jugend (AMJ), im Niedersächsischen Chorverband (NC) und Deutschen Chorverband (DCV) sowie in der International Federation of Choral Music (IFCM).
Musikalische Leitung:
Künstlerischer Leiter, Gründer und Dirigent des Jungen Vokalensembles Hannover ist Prof. Klaus-Jürgen Etzold. Er ist Studiendirektor am Matthias-Claudius-Gymnasium in Gehrden und zugleich Fachleiter für Musik am Studienseminar Hannover II für das Lehramt an Gymnasien. Darüber hinaus ist er als Honorarprofessor für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover tätig.
Von 1978 bis 1986 war er Assistent von Prof. Heinz Hennig im Knabenchor Hannover. 1980 war er Mitbegründer und bis 1985 Sänger im Orlando di Lasso-Ensemble Hannover. Er besuchte Dirigierkurse u. a. bei Helmuth Rilling, Laszlo Heltay, Marinus Voorberg, Heinz Hennig, Eric Ericson, Gary Bertini und Andrew Parrott. Er wirkt als Juror bei Chor- und Gesangswettbewerben, leitete Kurse für Alte Musik und für Dirigieren im In- und Ausland, z. B. Dirigierseminare in Zagreb/Kroatien (1999–2002), in Madagaskar (2008 und 2009) und in Venezuela (2012). 1994, 2006 und 2011 erhielt er einen "Dirigentenpreis für hervorragende Leistungen" bei den Chorwettbewerben in Riva del Garda/Italien, in Torrevieja/Spanien sowie in Panyu/China. Er ist Mitglied im "Beirat Chor" des Deutschen Musikrates sowie Künstlerischer Beirat der Walter und Charlotte Hamel Stiftung.
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